„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat,
sondern da, wo man verstanden wird.“
(Christian Morgenstern, 1871-1914)

Seit etwa 14 Tagen beschäftigen mich Gedanken, die ich vorher nie gedacht hatte. Habe ich das eigentlich richtig gemacht, mit meinem Umzug nach Bamberg? Bin ich an der richtigen Stelle, in der richtigen Umgebung gelandet? Ist meine Wohnung im „Quartier an den Stadtmauern“ tatsächlich so sensationell, wie ich gedacht hatte? Hätte ich nicht doch lieber eine Eigentumswohnung kaufen sollen, in der ich selber bestimmen kann? Soll ich noch mal umziehen?

Das Foto zeigt die Passage im „Quartier an den Stadtmauern“, durch die ich täglich mehrmals mit Senta gehe. Was ich in der Kombination von historischem Erbe und modernen Baumaßnahmen anfangs so toll und innovativ fand, verblasst ein wenig, wenn ich am Morgen die ganze Passage voller Scherben finde und Angst habe, dass mein Hund sich verletzt. Wenn ich morgens in den angelegten Beeten auch nach 8 Tagen noch die gleiche Schnapsflasche sehe, die niemand entfernt. Wenn ich in dem – an sich ruhigen Innenhofbereich – am Abend immer wieder lärmende Gruppen Jugendlicher sehe, weil der Durchgang in die Passage nicht, wie angekündigt, verschlossen ist. Und wenn ich dann am Morgen die großen Mengen an Unrat sehe, die dort hinterlassen wurden. All das ist sicher normal im Innenstadtbereich, aber eigentlich hätte ich erwartet, dass der sehr renommierte Vermieter der Wohnungen im Quartier an den Stadtmauern sich ein wenig mehr um all das kümmert.

Klagemauer

Gestern war nun mein ganz persönlicher „Tag der Klagemauer“. Ich habe mich an meine Zeit vor über 30 Jahren erinnert, als ich in den Schulleitungen von Gesamtschulen tätig war. Damals bewarben sich in jedem Schuljahr zahlreiche neue Kollegen an die Schulen, kamen optimistisch und mit großen Erwartungen an, und zur Zeit der Herbstferien setzte dann die „Klagemauer“ ein. An der ersten Gesamtschule, an der ich tätig war, hatten nach nicht einmal 12 Wochen gleich zwei sehr engagierte Kollegen ihre Rückversetzung ans Gymnasium beantragt. Was war geschehen, dass ihr Engagement plötzlich verschwunden war? Es waren Vorkommnisse, mit denen niemand gerechnet hatte, die gar nichts mit der Gesamtschulidee zu tun hatten, sondern immer nur mit Personen, wie damals mit einem Mitglied der Schulleitung.

All das kam mir heute, am Tag nach meiner „persönlichen Klagemauer“, ins Gedächtnis. Dazu kam, dass ich gestern so richtig krank war, so wie schon viele Jahre nicht mehr. Eine heftige Erkältung hatte mich erwischt, und es ging mir gar nicht gut. Denn gleichzeitig stellte ich fest, dass die Heizung in meiner neuen Wohnung nicht funktionierte. Es war plötzlich am Abend Null Grad und ich fror fürchterlich. In meinem Haus auf Fehmarn war es nie sehr warm gewesen, aber wenn ich wollte, konnte ich doch heizen. Hier in der Neubauwohnung in Bamberg jedoch nicht.

Gestern stellte ich fest, dass die Person, die meinen Vermieter vertritt, eine sehr geringe Wertschätzung Mietern gegenüber hat. Dabei sind wir hier doch keine „armen Studenten“, die auf die Gnade ihrer Vermieterin angewiesen sind, sondern in der Mehrzahl solvente Mieter, die ihr Haus aufgegeben haben, um künftig in Ruhe und Frieden, ohne die Belastungen des Besitzes, zu leben, weil ja – für die durchaus hohe Miete – der Vermieter sich um alles kümmert. Es wundert mich heute nicht, dass der größte Teil der Mietwohnungen hier im Quartier noch gar nicht vermietet ist.

Habe ich also einen Fehler gemacht?

Frieden um uns herum

Heute Abend habe ich zum ersten Mal die große Kerze angezündet in Gedenken an meinen verstorbenen Mann, durch den ich Bamberg erst kennen- und lieben gelernt habe. Und mein Hund Senta fühlt sich hier in der Wohnung offenbar „pudelwohl“, wenn man das über einen Berner Sennenhund überhaupt sagen kann.

Hallo Bamberg

Heute morgen strahlte die Sonne, als wir wie jeden Morgen unseren Spaziergang im Hain machten. So wunderschön ist dieser Landschaftspark vor den Toren Bambergs, wir genießen es jeden Tag, durch den Wald und das dichte Laub zu laufen. Und wir lernen fast täglich neue Menschen dort kennen. Einige dieser „wundersamen Begegnungen“ in unseren ersten Wochen hier in Bamberg haben mich dazu motiviert, mein Buch „Vom Zauber des Neubeginns“ zu erweitern, zu aktualisieren und neu zu publizieren. Es ist am 10. Oktober 2019 erschienen und somit das erste Buch am neuen Geschäftssitz in Bamberg. Und ich habe gestern die Einladungen zu einer Veranstaltung am 14. November 2019 verschickt, in der ich meinen Verlag und das Buch sowie auch andere Bücher und Autoren meines Verlages hier in Bamberg vorstellen will.

Ich bin sehr glücklich, dass mein Verlag als nunmehr bayerischer Verlag seine Pflichtexemplare auch an die Bayerische Staatsbibliothek in München und an die Staatsbibliothek in Bamberg liefern darf.

Alles ist gut

Heute Abend, am Tag nach der „Klagemauer“, spüre ich, wie das Leben und die Liebe wieder Eingang finden in mein, in unser Leben. Ich fühle mich schon gar nicht mehr so krank wie gestern. Denn ich wurde plötzlich empfänglich für viele kleine Zeichen der Liebe in meinem Umfeld:

  • Der nette ungarische Heizungsmonteur, der nun schon mehrfach da war und immer wieder anruft, ob denn die Heizung nun funktioniert. Er hat sich entschuldigt, weil er nicht so gut Deutsch spricht, aber er hat meine Heizung in Gang gebracht und es ist jetzt schön warm in meiner Wohnung.
  • Die Leute von der Hausverwaltung, die auch alle möglichen Kleinigkeiten erledigen und besorgt um mein Wohl sind.
  • Die lieben 3 „Putzenfrauen“, von denen eine ein Mann ist, die jede Woche kommen und in Windeseile meine ganze große Wohnung putzen und superordentlich wieder verlassen. Und die nächste Woche die Fenster putzen wollen.
  • Der junge Türke, in dessen Laden ich alle meine Pakete liefern lasse – so habe ich nicht mehr die Mühe, diese an einer Poststation abzuholen. Es ist zwar manchmal anstrengend, die Pakete mit meiner kleinen Sackkarre bis in meine Wohnung zu transportieren, aber es geht. Und manchmal helfen mir auch Passanten. Das System könnte noch ein wenig verbessert werden.
  • Der nette Postbote, der mich noch aus unserer Zeit vor über 9 Jahren kennt und immer freundlich begrüßt.
  • Die Nachbarn, die durch unsere „Herausforderungen“ mit den Unzulänglichkeiten des Neubaus näher zusammen wachsen. Heute begrüßte mich eine Nachbarin beim Paketeabholen  – ich kannte sie noch gar nicht.
  • Das tolle Buchprojekt, das am vorletzten Tag in meinem Urlaub in Armentarola entstanden ist und mir seitdem nur Freude (und viel Arbeit), aber auch großen Erfolg bereitet hat.
  • Die Gespräche mit netten Autoren, die auch zu meiner Veranstaltung nach Bamberg kommen und sich unbändig freuen auf ihr Buchprojekt.
  • Wunderbare neue Freunde und Bekannte mit schönen Meetings.
  • Meine Senta, die mir immer treu zur Seite ist und offenbar ihren neuen Lebensort Bamberg mindestens genauso genießt wie ich.
  • Zwei Besuche von lieben Freundinnen – einer älteren und einer jüngeren – die mir ihre Begeisterung für meinen neuen Lebens- und Wohnort gezeigt haben und mir helfen wollen, über die „Anfangsprobleme“ und „Kinderkrankheiten“ hinwegzukommen.
  • Eine wundervolle Hochzeitsfeier und eine „wundersame Begegnung“ dort.

Vom Zauber des Neubeginns

Reicht das schon fürs Glück? Oder braucht es noch mehr?

Ich spüre ihn auch heute wieder – den Zauber des Neubeginns. Ich habe etwas unternommen, um das, was mir „quergelegen“ hatte, zum Gelingen zu bringen.

Denn ich weiß, wie es auch Hal Elrod in seiner „Miracle Equation“, der „Wundergleichung“ beschreibt:

Unerschütterlicher Glaube + Überdurchschnittlicher Einsatz = Wunder

Und so schrieb ich in meinem Buch „Vom Zauber des Neubeginns“ am 1. Oktober 2019 einen Epilog, in dem es heißt:

„Ich begann zu glauben, dass sich ein Wunsch dieses Tages für mich erfüllen würde. Einer, von dem in dem Gespräch im Rosengarten die Rede war. Ich hatte überdurchschnittlichen Einsatz gezeigt und glaubte fest daran, dass ich mein Ziel erreichen würde.“

Heute, als ich Senta mit ihrem täglichen Quark fütterte, fiel mir ein, dass ich viele Monate lang, beim Frühstück in unserer Küche auf Fehmarn, zu ihr gesagt hatte: Und bald werden wir einen neuen Fußboden haben. Und wir haben ihn bekommen – nicht in unserem Haus auf Fehmarn, sondern hier, in der neuen Wohnung in Bamberg.

Und so sagte ich heute zu ihr: Und bald werden wir unseren neuen Kellerraum haben. Den, den man uns gestern noch verwehrt hatte.

Ich glaube ganz fest daran, dass uns das Universum diesen Wunsch erfüllen wird. Ob es hier in diesem Haus sein wird, oder in einem anderen Haus, das bleibt heute noch offen.

Fest steht nur für mich: Wir werden diesen neuen Kellerraum haben.

Zuversicht und Optimismus

Gestern Abend ging ich durch meine neue Wohnung, in der wir jetzt schon über 3 Monate lang wohnen. Es war schön warm geworden, nachdem der ungarische Heizungsmonteur die Heizung eingerichtet hatte.

Was mir auffiel: Ich habe mein Saxophon noch nicht ausgepackt, und ich habe erst einmal auf meinem Flügel gespielt. Und ich habe meine vielen Bilder noch nicht aufgehängt. Nur zwei: ein Gemälde von einem Leuchtturm, das auch im Bad in Fehmarn hing, und ein Bild meines verstorbenen Mannes Hans Christian. Beide Bilder geben mir Kraft und Zuversicht: Der Leuchtturm signalisiert: Gib nie die Hoffnung auf. Und mein Mann Hans Christian gibt mir durch sein Lächeln Mut, Zuversicht und Optimismus: Alles ist gut!

Mir fällt meine liebste Affirmation von Louise Hay ein:

Alles ist gut.
Alles entwickelt sich zu meinem Besten.
Nur Gutes resultiert aus dieser Situation. 
Ich bin beschützt. 

Freude und Segen
Louise Hay

Und mit diesen Gedanken schließe ich diesen Blogartikel.

Im Wohnzimmer wartet Senta auf mich – und die Kerze der Zuversicht brennt immer noch.

Das Leben zeigt uns den Weg, der für uns der Richtige ist.

Ich bleibe hier, oder ich ziehe noch einmal um. Ich werde auf jeden Fall glücklich damit sein.

Eines weiß ich allerdings heute Abend ganz genau: Ich bin hier in Bamberg gut und richtig angekommen.

Heute schrieb ich auf Facebook:

Ich bin zwar nicht in Bamberg geboren, aber wohl 100.000 Bilder und 10.000 Anekdoten habe ich schon aus den Jahren seit 2004, wo ich hier gewohnt habe und manchmal auch nur zu Besuch war und nun „heimgekehrt“ bin.
Danke für das tolle Video – danke Andreas Starke. „Eine Stadt für alle“ – das ist es, was wir heute brauchen in unserer Gesellschaft, in der manchmal mehr der virtuelle Kontakt zählt als die reale Begegnung.

Ich freue mich, wenn ich viele von Euch demnächst persönlich kennenlerne – hier in Bamberg oder auch woanders.

Herzliche Grüße aus dem Weltkulturerbe Bamberg

Eure Beate Forsbach