Heute Vormittag landete sie im E-Mail-Postfach: die Botschaft aus Armentarola:

Bundè,
ein herzliches Grüss Gott aus Armentarola, in unserer ladinischen Sprache!
Eine surreale Stille, bunte Herbstfarben soweit das Auge reicht,
die Luft ist klar und frisch, die Atmosphäre von Einst.
Die majestätischen Dolomiten füllen uns mit Freude!
Wir sind dabei uns für den Winter zu rüsten. 

Flüchtig schaute ich auf alle die schönen Angebote für den Dezember, dachte, dass ich dann auch wieder dort sein würde. Es regnete in Strömen, als wir den Vormittagsspaziergang rund ums Feld gemacht hatten, aber jetzt machte ich einfach weiter mit meiner Arbeit. Es war ein wirklich düsterer, trüber, nasser Nachmittag am Schreibtisch – doch mit einem Male schlug mein Herz etwas schneller: Eine E-Mail mit dem Betreff „Armentarola“ war gekommen von netten Menschen, die wir in unserem Urlaub im September dort getroffen hatten.

Mit einem Mal war der Tag hell und freundlich und ich fühlte mich glücklich – durch diesen gedanklichen Ausflug ins geliebte Armentarola. Ich fuhr mit Senta zum Strand, wir wurden klitschnass und es war kalt und windig am Wasser. Dabei kommt doch eigentlich jeden Tag die Sonne heraus. Im Auto hörte ich die Kastelruther Spatzen von meinem USB-Stick mit Lieblingsmusik. Schon war das trübe Wetter vergessen und meine Gedanken weilten in den Dolomiten.

Es war ein herrlich unbeschwerter Urlaub gewesen, und ich war jeden Tag lange mit Senta unterwegs, bergauf, bergab, egal ob es regnete oder schneite, oder ob gerade mal die Sonne schien. Immer nahm Senta ein Bad im Bach und trank eine Portion frisches Bergwasser.

Wir haben alte Bekannte getroffen, aber auch einige neue Leute kennengelernt, die mir jetzt nach dem Urlaub schon alle geschrieben haben. So ist es in Armentarola, dort sind im September viele deutsche Stammgäste, und man kennt sich wieder, auch nach Jahren. Der heutige Mailschreiber sprach von unserer „zweiten Heimat“, und das ging mir durch den Kopf am regennassen Strand von Fehmarnsund.

Früher war Fehmarn unsere „zweite Heimat“ gewesen, aber da wohne ich ja nun seit sieben Jahren. Nächsten Sonntag sind es 40 Jahre, dass ich zum ersten Male hier war und mich in die Insel verliebt habe. Nun, da Senta ja seit über einem Jahr im Auto mitfährt, haben wir schon viele Reisen gemacht. Doch aus Seefeld sind wir vorzeitig abgefahren, und einen Urlaub im nächsten Mai in Italien habe ich storniert – denn Armentarola ist einfach ein „Paradies“ für Senta und mich, ja wirklich eine „zweite Heimat“. Außerdem bin ich gerne auf Fehmarn, und der Mai ist für mich der schönste Monat auf der Insel. 

In Armentarola hatte es zweimal geschneit – Senta hatte ihren Spaß! Im nächsten Jahr lasse ich die Winterreifen vorher aufziehen und nehme Mütze, Schal und Handschuhe mit. Natürlich gab es auch schöne Tage, und Senta liebte es, bergauf zu gehen und sich bergab mal hinzusetzen und in die Ferne zu schauen.

Natur pur auf der Spur …

„Wer meint, dass Wandern eine rein körperliche Tätigkeit sei, kennt das tiefere Erlebnis von Geist, Seele und Körper inmitten unberührter Landschaft nicht! Abenteuer liegen manchmal vor der Haustür. sich mit eigenen Kräften und Fähigkeiten in unbekannter Wildnis zu bewegen, kann zum Erlebnis tiefster Bereicherung und einer Quelle von Kraft und Energie für ein ganzes Jahr werden.“

So stand es auf dem Tagesplan vom 19. September 2017. Und wir haben die „Natur pur“ genossen, auf unseren Wegen rund ums Hotel und immer weiter irgendwohin in die Landschaft. Das Auto blieb stehen, und es war sehr erholsam. Und ich habe viel Kraft und Energie geschöpft für die nächsten Monate.

Natürlich gab es auch den leckeren Armentarola-Obstsalat, und jeden Abend einen Aperitif mit vielen Häppchen.

Wir erlebten sogar eine Hochzeit mit.

All das fiel mir ein heute, an diesem verregneten Nachmittag, als ich die Mail von den Armentarola-Freunden bekam. Sie bedankten sich für mein Büchlein „Der Geist von Armentarola“, das ich zum 70. Geburtstag des Hotels im Jahr 2008 geschrieben hatte. Inzwischen gibt es ein Update von 2014, das mit meinem Wunsch endet, mit Senta nach Armentarola zu reisen. Nun bin ich bereits dreimal mit Senta dort gewesen, und so steht eigentlich ein weiteres Update an. 

Unser erster gemeinsamer Urlaub im letzten September war ziemlich aufregend, weil Senta sehr krank war und operiert werden musste. Damals hatte ich mich gefragt, was das wohl zu bedeuten hätte, wenn sie an dem schönsten Platz der Erde sterben würde, ganz nah zum Himmel. Aber zum Glück hat sie ja überlebt und ist gesund und munter. Hier könnt ihr die Geschichte vom letzten Jahr lesen:

https://www.beateforsbach.de/2016/10/16/die-magie-von-armentarola/

Senta liebt es, über die Hügel vor dem Hotel zu toben und im Bach zu baden, während ich die Zeit der Inspiration und Besinnung in der Ruhe der Bergwelt genieße, das schöne Hotel und die atemberaubende Kulisse – und vor allem den Kontakt mit den vielen netten und liebenswürdigen Menschen, die man so nur in Armentarola findet, kennenlernt und immer wieder dort trifft. Deshalb ist auch mein Buch „Der Geist von Armentarola“ für viele Gäste eine Erinnerung an den eigenen Urlaub und eine Anregung, ihre eigene Geschichte aus der „zweiten Heimat“ zu erzählen, so wie es heute der Mailschreiber getan hatte.

Danke, liebe M. & M. für die schöne Stunde des Träumens an diesem verregneten Oktobernachmittag! Wir sehen uns bald wieder in Armentarola!

Euch, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich, dass Ihr auch ein persönliches „Armentarola“ habt, zu dem ihr an grauen und nassen Herbsttagen einfach mal in Gedanken hinreisen könnt.