Wie würde es sein, dieses erste Adventswochenende ohne Dich? Am Samstag war allerhand los, gegen Abend riefen noch gute Freunde an, und dann hatte ich Hunger. Zunächst aber beantwortete ich eine Mail meines Doktorvaters, der um eine Spende für die Comenius-Stiftung bat – fünf Jahre lang jeweils 1 Euro pro Woche. Ich überwies ihm gleich eine größere Summe und bot an, kleine Fehmarnkalender zu spenden für die Spender. Dieses Gefühl des Gebens tat richtig gut – ich hatte gerade eine Mail erhalten, in der der Satz „Geben kommt vor dem Nehmen“ als Erfolgsgeheimnis bezeichnet wurde.

Immerzu hatte ich an diesem Nachmittag daran gedacht, dass ich den Adventsschmuck noch vom Dachboden holen wollte – wie in den vergangenen Jahren. Aber es war mir wichtiger, mit Senta zum Meer zu gehen, das neue Buch zur Druckerei hochzuladen, mit den Freunden zu telefonieren und dann etwas zu essen. Schließlich war Heiligabend noch 24 Tage weit weg. Danach war ich müde und schaute mir eine Sendung mit Weihnachtsliedern im Fernsehen an. Mir kam der Gedanke, wie perfekt und gleichzeitig aufgesetzt das alles wirkte – die künstliche Schneelandschaft, die fröhlichen Kinder, die Weihnachtsbäckerei und all die Lieder.

Dabei war es erst gestern richtig kalt bei uns geworden, ein scharfer Ostwind hatte geweht, als ich mit Senta am Meer war. An Schnee war aber noch nicht zu denken, und auch die Umstellung meiner Gedanken auf Weihnachtliches war nicht selbstverständlich. Ich bestellte mir eine schöne Dose mit Lebkuchen über das Internet – mittags war bereits ein Paket mit Büchern angekommen, die ich mir selber zu Weihnachten schenken werde. Ich habe mir ausgedacht, dass ich alles, was in diesen Tagen ankommt, schon mal in Weihnachtspapier verpacke. Dann weiß ich am Heiligabend gar nicht mehr, was alles in den Päckchen ist.

IMG_5520Heute nun ließ ich es ganz ruhig angehen: Das Wichtigste vor dem Frühstück war das Adventsgesteck, das war schnell gemacht: Ich legte frische Tannenzweige in den schmiedeeisernen Ständer und steckte vier rote Kerzen darauf. Nun konnte ich schon beim Frühstück die erste Kerze anzünden. Ich legte eine CD mit entspannender klassischer Musik auf, denn der Stress der letzten Tage war noch spürbar. Erst danach war ich empfangsbereit für die erste CD mit Weihnachtsmusik.

Nun verteilte ich die frischen Tannenzweige im Haus und zündete eine Kerze vor Hans Christians Bild an. Der Flügel und mein Saxophon standen stumm, aber ich holte schon mal die Weihnachtsnoten aus dem Schrank. Und das Buch mit den Weihnachtsgeschichten, aus dem ich am letzten Heiligabend das Märchen vom Tannenbäumchen für Hans Christian und Senta vorgelesen hatte.

Oben auf dem Dachboden fand ich in der Adventskiste allerhand Schmuck und schöne Dinge, aber wichtig war mir erst einmal der Adventskalender – eine Schnur mit 24 kleinen Säckchen. Die befüllte ich, mit Süßigkeiten für mich, in den Säckchen mit gerader Nummer, und mit Weihnachtsleckerli für Senta, in den Säckchen mit ungerader Nummer – die bekam früher immer Hans Christian, weil er ja am 19. Dezember Geburtstag hatte. Senta lag derweil auf der Terrasse auf dem Bauch und schaute durch die Küchentür herein, neugierig, was ich da wohl machte.

Nun dachte ich wieder an das Motto „Geben kommt vor dem Nehmen“ und überlegte, dass ich in der Adventszeit jeden Tag jemandem etwas schenken könnte. Eine kleine Rezension zu einem kleinen Buch war schnell geschrieben und bereitete der Autorin große Freude. Dann rief mein Doktorvater an und erzählte mir, er sei gestern gerührt gewesen, als er meine Mail gelesen hatte.

Ich dachte, wie einfach es doch ist, anderen Menschen eine Freude zu machen und packte das Paket mit den 50 kleinen Fehmarnkalendern, die ich meinem Doktorvater für seine Arbeit in der Comenius-Stiftung gespendet hatte. Ein Wohlgefühl, ein solches Paket zu packen, das mich nichts weiter kostete als ein wenig Mühe und Zeit. Ich überlegte, wie schön es doch wäre, wenn jeder in der Adventszeit jeden Tag einem anderen Menschen eine kleine Freude bereiten würde.

Und dann rief noch eine liebe Autorin bei mir an und erkundigte sich nach meinem ersten Advent. Eine andere Autorin mailte mir sogar von ihrem Urlaubsort im sonnigen Süden. Und ein wenig gearbeitet habe ich auch noch, mit einem anderen Autor zusammen.

Ich war schon glücklich über die Reaktionen der anderen. Nun wünschten sich meine Freunde auf Facebook noch, dass ich ein Weihnachtslied für sie auf dem Flügel spielen würde. Ich bereitete mir ein leckeres Abendessen und schaute dann – gemütlich mit Senta auf dem Sofa – einen Film an. Ja, und dann klappte ich den Flügel auf und probierte ein paar Stücke aus den Weihnachtsliederheften. Mir fiel ein, dass ich mir schon vor drei Wochen ein Aufnahmegerät kaufen wollte und bestellte das.

Und dann schrieb ich diesen Blog. Darin habe ich nun gar nicht erzählt, dass ich gestern mit mir gekämpft hatte, die Adventsvorbereitungen zu treffen. Ich hätte auch alles weglassen können, jedenfalls nach meiner Stimmung. Der erste Advent ohne Dich, mein lieber Hans Christian. Aber dann war es gut, und die Reaktionen der anderen zeigten mir, dass es richtig war. Nicht nur ich bin allein gewesen an diesem ersten Advent, viele andere auch. Aber ich war ja gar nicht wirklich allein – Senta war bei mir, und Hans Christians Geist auch. Und der hat sich heute Abend über mein Klavierspiel gefreut. Ich sehe ihn immer noch in seinem Rollstuhl in der Küche sitzen. In ein paar Tagen werde ich meine Musik mal aufnehmen und für Euch bereitstellen.

Ich wünsche Euch allen eine schöne, besinnliche, ruhige Adventszeit voller Dankbarkeit und Vorfreude auf das Weihnachtsfest. Und ich wünsche Euch, dass auch Ihr das Motto „Geben kommt vor dem Nehmen“ als sinngebend erleben könnt!

PS: Falls auch Ihr etwas für die Comenius-Stiftung zur Unterstützung Not leidender Kinder und Jugendlicher spenden möchtet, hier der Link auf die Website:

http://www.comenius-stiftung.de/