Eine Frau ist gestorben, die ich nicht kannte. Vorgestern, mit 64 Jahren. Ich erfuhr es durch einen Hinweis bei Facebook. Vor über zwei Jahren hatte sie mich in einem Internetforum aus heiterem Himmel heftig attackiert – dabei war ich ihr nie zuvor dort begegnet, kannte nicht einmal ihren Namen.

In dem Forum war ich bis dahin über drei Jahre lang oft und gerne gewesen, ich hatte dort viele Freunde. Ich schrieb viel und wurde viel gelesen.

Mit einem Blog erregte die Frau großes Aufsehen – was hatte sie davon, mich derartig anzugreifen? Nach mehreren Tagen mit immer wieder neuen Blogs und Kommentaren schrieb ich ihr öffentlich, denn ich empfand es als außergewöhnlich, wenn jemand einen ihm unbekannten User derartig angreift und sich dann auch noch selbst von lauter Feinden umzingelt sieht.

Damals stand gerade ein Spruch auf meinem Lebensfreude-Kalender, den ich der Frau schrieb:

„Schließe Freundschaft mit Dir und höre auf, Dich selbst zu bekämpfen.“

Ich schloss meinen Kommentar mit folgendem Text:
Hier am Meer haben wir nicht so viel Stress wie die Menschen in einer Großstadt – das Meer und die schöne Natur beruhigen ungemein. Dazu die vielen Stürme, die ganz unvermittelt beginnen und dann wieder vorbei sind, ehe man sich versieht. Sie zeigen uns, wie es mit den Stürmen des Lebens zugeht. Am Tag danach stellt man zwar kleinere Schäden fest, aber eigentlich ist alles gut.

Hier am Meer lernt man wirkliche Gelassenheit, aber auch ich übe noch und bin jedem dankbar, der sich für meine Geduldsübungen zur Verfügung stellt, damit ich ruhiger und gelassener werde.

Ich würde Dir eine Auszeit am Meer wünschen – oder eine Pause von 24 Stunden. Länger dauern hier die Stürme meist nicht, und wenn man durchgehalten hat, beruhigt sich alles wieder.

Zwei Tage später schrieb ich noch einen Blog und bat die Frau und all die anderen, die sich irgendwie durch meine Worte getroffen fühlten, um Entschuldigung. Sie nahm die Entschuldigung nicht an.

Zwei Monate später war ich in der Großstadt, in der sie lebte. Plötzlich sah ich ein Restaurant am See, das genau den Namen trug, den sie als Pseudonym in dem Internetforum hatte. Ich schrieb ihr einen freundlichen Eintrag in ihr Gästebuch, auf den sie aber nicht reagierte.

Die Querelen in dem Forum hatten meine Gesundheit angegriffen und nach einem Kollaps und reiflicher Überlegung entschloss ich mich, das Forum zu verlassen. Zwar habe ich heute noch Kontakte mit Menschen, die ich dort kennengelernt hatte. Aber ich schreibe dort kaum noch, und lese nur äußerst selten.

So habe ich erst gestern erfahren, dass die Frau seit Anfang des Jahres an einer schweren Erkrankung litt, an der sie nun gestorben ist. Der Gang ihrer Erkrankung wurde in allen Einzelheiten in dem Internetforum publiziert und kommentiert. Möge sie in Frieden ruhen.

Als ich dort einiges gelesen hatte, dachte ich über mein Leben nach: Ich orientiere mich seit langem an der Lebensphilosophie von Louise L. Hay, die eigentlich ganz einfach ist: In allen ihren Büchern stellt Louise Hay heraus, dass positives Denken zu einem positiven Leben und negatives Denken zu einem negativen (problematischen) Leben führt. Ein wichtiges Element ihrer Lehre ist die Vergebung, die nach Louise Hay ein elementarer Bestandteil für ein glückliches Leben ist.

Louise Hay sagt auch, dass eine Frau, die heute 50 wird und weder Krebs noch eine Herzkrankheit hat, damit rechnen kann, ihren zweiundneunzigsten Geburtstag zu erleben. Sie rät, niemals über Krankheiten zu reden, sondern stets mit positiven Affirmationen zu arbeiten und etwas für die Gesundheit zu tun. Nicht nur zum Arzt zu gehen und Medikamente zu nehmen, um die Symptome zu behandeln. Sondern auch etwas für Körper, Geist und Seele zu tun.

Louise Hay sagt: „Erschaffen Sie eine gesunde, frohe geistige Atmosphäre. Verändern Sie Ihr Denken.“ „Sie können sich dafür entscheiden, Gedanken zu denken, die eine geistige Atmosphäre schaffen, die zur Krankheit führt, oder Sie können sich entscheiden, Gedanken zu denken, die sowohl in Ihrem Innern als auch im Äußeren eine gesunde Atmosphäre erzeugen.“ (Du kannst das, S. 30-31)

Ich liebe und übe seit langem folgende Affirmation von Louise Hay:
Ich beschütze mich selbst liebevoll mit Gedanken der Freude und des Friedens.
Die Vergangenheit ist vergeben und vergessen.
Ich bin jetzt frei.
Ich fühle mich sicher, ich selbst zu sein.

Gestern Abend, als ich von dem Tod der Frau erfuhr, merkte ich, wie weit ich mich von dieser negativen Atmosphäre in dem Forum entfernt hatte. Es dämmerte mir nur ganz dunkel, als ich den Namen hörte. Sollte das tatsächlich diese Frau gewesen sein? Ja, so war es, ich las noch einmal in den damaligen Texten, die so viel Unruhe erzeugt hatten.

Ich kannte das Leben dieser Frau nicht, aber es gab sicherlich Gründe, warum sie so präsent in diesem Forum gewesen war. Manchmal ist es Einsamkeit oder die Angst vor dem realen Leben, die Menschen in solche Foren treibt und sie dort eine ganz eigene, virtuelle Existenz aufbauen lässt.

Ich meide den Kontakt mit solchen Menschen, auch bei Facebook wird jeder sogenannte „Freund“ mit negativen Äußerungen sehr schnell aus meiner Freundesliste entfernt. Warum sollte ich die negativen Gedanken anderer ständig lesen? Das vergiftet das eigene Denken, denn niemand kann einfach sofort wieder vergessen, was man gerade gelesen hat.

Das eigene Denken schafft die Atmosphäre, in der man leben will. Ich habe mich für eine gesunde, frohe geistige Atmosphäre entschieden. Ich habe schon lange Freundschaft mit mir geschlossen, ja ich liebe mich, so wie ich bin, mit allen Fehlern und Schwächen.

Die Vergangenheit ist vergeben und vergessen, ich bin jetzt frei.
Nur mein Computer hatte die damaligen Geschichten noch gespeichert, so dass ich sie gestern Abend lesen konnte. Was mir dabei auffiel: Die Frau ist genau an dem Tag gestorben, als hier der Orkan „Xaver“ tobte, der diesmal besonders lange anhielt, bis in die letzte Nacht hinein.

Ich habe mich sicher und beschützt gefühlt in unserem Haus hier auf dem Dorf.
Ich beschütze mich selbst liebevoll mit Gedanken der Freude und des Friedens.
Der Sturm flaute ein paarmal ab und nahm dann wieder zu – aber zwischendurch schien auch die Sonne. Gestern war es ruhig auf unserer Insel, weil wir 24 Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten waren – die Fehmarnsundbrücke war gesperrt. Aber ich habe das nicht als schlimm empfunden, fühlte mich wohl. Und alle Menschen waren gestern freundlich zueinander. Und heute Morgen war dann alles friedlich – ein schöner ruhiger Tag. Schäden hat es diesmal keine gegeben, jedenfalls nicht bei uns.

Alles ist gut.
Und morgen ist der zweite Advent. Wir öffnen unser Haus am Nachmittag für einige Stunden. Unser Verlag veranstaltet eine offene Adventslesung mit Gesprächen, Büchern, Musik und Glühwein. Ich freue mich auf die Begegnungen mit unseren Autoren und Gästen. Seit Tagen bereiten wir uns hier vor, ohne Hetze und Stress, mit lauter positiven Gedanken und Gefühlen. Auch unsere Helfer freuen sich auf morgen. Wir fühlen Harmonie und Frieden.

Wie viel besser ist doch das reale Leben als das in einem Internetforum, wo Menschen manchmal eine neue Identität aufbauen, wo man einander kaum richtig kennenlernt, wo man sich hinter Pseudonymen verbergen und andere beliebig verletzen kann.

Alles ist gut. Alles entwickelt sich zu unserem Besten.
Nur Gutes resultiert aus dieser Situation. Ich bin beschützt.

Mein gestriges Erlebnis und die Erinnerung an Vergangenes haben mich bestärkt, weiter wie bisher in der Gegenwart zu leben. Denn:
Glück kann man nicht auf morgen verschieben – Leben ist jetzt und hier.

Ich wünsche Euch einen schönen und harmonischen zweiten Advent!