Hochzeit1 (5)In unserem Alter ist es sicher ungewöhnlich, „erst“ den 13. Hochzeitstag zu feiern. Menschen im Alter von über 60 oder 70 Jahren sind häufig schon 40 bis 50 Jahre verheiratet. Hans Christian und ich haben am 30. März 2001 geheiratet, er war damals 63 und ich 48 Jahre alt. Wir wussten, dass wir die Goldene Hochzeit wohl nicht mehr erleben würden.

Ein Freund hatte uns zur Hochzeit eine eingerahmte Tabelle unserer Hochzeitstage geschenkt – bis zur Silberhochzeit am 30.3.2026 ging der Pflichtteil, danach begann die Kür. Zuerst fanden wir das alles noch ganz weit weg, wir haben aber jeden Hochzeitstag gefeiert und uns immer fotografiert.

HochzeitstageUnd dann eines Tages, am 30.3.2013 bei der Nickelhochzeit, stellten wir fest, dass wir schon fast die Hälfte des Pflichtteils „geschafft“ hatten. Und eigentlich ganz gut, wenn man davon absieht, dass Hans Christian zu diesem Zeitpunkt bereits schwer pflegebedürftig war. Aber seit seinem 75. Geburtstag am 19. Dezember 2012 sagte er immer, er wolle jetzt 100 werden.

Da hatten wir ja auch eine Chance, unsere Silberhochzeit zu erleben. Und wir freuten uns auf das Fest der Petersilienhochzeit am 30.9.2013 – ohne die Tabelle unseres Freundes hätten wir das gar nicht gewusst.

Erstaunlicherweise meldete sich genau dieser Freund am Abend des 28. September überraschend wieder in unserem Leben – ich habe das in meinem Blog unter „Freitagabend“ https://www.beateforsbach.de/2013/09/28/freitagabend/ beschrieben.

Wir feierten die Petersilienhochzeit alleine mit unserer Senta. Am Abend gab es ein schönes Entenessen in unserer gemütlichen Landhausküche.

IMG_0447Unser nächster Hochzeitstag war vorgestern, am 30. März 2014 – er fiel auf den Sonntag mit der Umstellung von der Winterzeit auf die Sommerzeit. Hans Christian war nun seit fast sieben Wochen tot, aber ich hatte mir vorgenommen, diesen Tag zu feiern, so wie wir alle unsere Gedenktage gefeiert hatten: Kennenlerntag, Verlobungstag, Hochzeitstag, Geburtstage. Ich wollte diesen Tag nicht in tiefer Trauer verleben, sondern all der schönen Tage, Monate und Jahre gedenken, die wir miteinander verbracht hatten.

In der Nacht sollten die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden. Das tat ich nicht, aus gutem Grunde. Nur den Wecker an meinem Bett stellte ich um, das iPhone würde ja automatisch umgestellt werden. Denn am Sonntagvormittag wollte ich in die Gärtnerei hier im Dorf gehen und 13 rote Rosen kaufen. Ich schlief unruhig und wurde gegen 6 Uhr plötzlich wach von einem Brummton. Ich untersuchte mein iPhone, konnte aber die Ursache für den Brummton nicht finden. Irgendwann merkte ich, es war der kleine Wecker, der brummte.

Ich schlief von da an nur noch unruhig, wurde irgendwann wieder wach und ging zum Computer. Plötzlich war mir eingefallen, dass am Vortag, dem 29. März, Hänschens Geburtstag war. Hans Christian hatte mir die süße Puppe am 29. März 1998 geschenkt. Am Vorabend hatten wir unsere Freunde und späteren Trauzeugen Jeanne und Wilfrid zum ersten Male zum Abendessen eingeladen. Wilfrid war damals Bürgermeister und lud uns zur Osterausstellung ein. Dort kaufte mir Hans Christian das „Hänschen“, das uns von dort an immer begleitet hatte. Hans Christian bekam den Namen „Hänschen-Vater“, er hat ja – genau wie ich – nie eigene Kinder gehabt. Und so wurde Hänschen „unser Kind“ – allerdings schon drei Jahre vor unserer Hochzeit. Hänschen war also an diesem Samstag bereits 16 Jahre alt geworden!!

IMG_1816Ich hatte die alten Kalender gesammelt und schlug nach, wo wir an unseren Hochzeitstagen gewesen waren. Dazu suchte ich die Fotos auf meinem Computer. Aber die älteren Fotos waren noch nicht in meiner Sammlung, danach forschte ich auf den CDs mit den Backups von früheren Computern. Nur das Bild vom Hochzeitstag 2002 konnte ich nicht finden – ich konnte mich nicht daran erinnern, ob wir diesen Tag in Bamberg oder in Dinslaken verbracht hatten.

Der zweite Hochzeitstag am 30. März 2003 war an einem Sonntag, genau wie dieses Mal. Und plötzlich konnte ich mich genau erinnern und wusste auch, warum ich in dieser Nacht die Uhren nicht umstellen wollte: Damals hatte ich aus Versehen die Uhren um eine Stunde zurück- statt vorgestellt. Mein Mann war zum Blumengeschäft gegangen, um mir Rosen zu kaufen, und kam ganz entsetzt zurück: Das Blumengeschäft war geschlossen! Ich rief die Besitzerin an, die mir dann sagte, dass es bereits 13 Uhr sei, und nicht, wie wir glaubten, erst 11 Uhr. Mein Mann war ziemlich „sauer“ damals, aber am Abend feierten wir dann schön in unserem damaligen Lieblingsrestaurant „La Romantica“, in dem wir noch viele andere Festtage begingen.

Andere Hochzeitstage feierten wir im St. Nepomuk in Bamberg, unserem Lieblingslokal in der Bamberger Zeit, in Fehmarn und 2008 und 2009 in Armentarola. Dort gratulierte uns das Hotelteam im Speisesaal zum Ehe-Jubiläum mit einem Ständchen, und alle Gäste sangen mit! Auf einigen der damaligen Fotos entdeckte ich bereits einige Spuren von Hans Christians Krankheit, die wir damals nicht wahr haben wollten.

IMG_5062Im Jahr 2010 fuhren wir nach Bergisch Gladbach – dort wurde Hans Christians Chef und väterlicher Freund am 31. März beerdigt. Unseren Hochzeitstag feierten wir am Abend vorher im Schlosshotel Lerbach bei einem festlichen Menü. Ganz in der Nähe des Friedhofs, und wir gedachten des alten Freundes, der an diesem wundervollen Menü seine Freude gehabt hätte.

IMG_6553Im Jahr 2011 wohnten wir bereits in Neujellingsdorf auf der Insel Fehmarn. Unsere Rosenhochzeit stand bevor und wir wollte sie am liebsten in unserer neuen Heimat feiern. Aber die Tochter unserer Trauzeugen erwartete genau zu diesem Zeitpunkt ihr erstes Kind. Und so machten wir eine Reise an den Niederrhein, um dort in der „Arche“ unsere Rosenhochzeit mit unseren Trauzeugen Jeanne und Wilfrid, ihrer Tochter Birgit und Schwiegersohn Jörg mit dem erst sechs Tage alten Enkel Kai Jonas zu feiern. In diesem Restaurant direkt am Rhein hatten wir im Jahre 2001 unsere Hochzeit gefeiert.

IMG_0110 - Arbeitskopie 2Dies sollte unsere letzte größere Reise sein, das wussten wir nur damals noch nicht. Mit einem vollbeladenen Auto voller Geschenke und Blumen und erfüllt von glücklichen Erlebnissen fuhren wir zurück nach Fehmarn.

Am 30. März 2012 waren wir inzwischen „Eltern“ geworden – Senta, unsere Berner Sennenhündin, begleitete uns bereits seit Juli 2011. Im Mai 2012 wurde sie ein Jahr alt. Wir feierten, schauten uns unsere Hochzeitsalben an, und zum Abendessen gab es Dorschfilet, Kartöffelchen und Gurkensalat – genauso wie an unserem allerletzten gemeinsamen Abend hier in unserem Haus, am 7. Februar 2014.

IMG_5585Unser 12. Hochzeitstag 2013 fiel auf den Ostersamstag. Die Fotos zeigen mir deutliche Anzeichen von Hans Christians Krankheit. Zum Abendessen gab es „mein“ Heiligabendessen, das ich von meiner Mutter übernommen hatte: Filetsteak, Champignons, Spargel und Kartoffeln. Unsere Senta hatte sich zu einem stattlichen Hund entwickelt, der am Ostersonntag auf der Terrasse im Schnee lag!!

IMG_9993klDiese und mehr Erinnerungen kamen mir am vergangenen Sonntag in aller Frühe, an unserem 13. Hochzeitstag. Ich ging in die Gärtnerei und holte diesmal zwei Sträuße mit roten Rosen: Den einen brachte ich auf den Friedhof zu Hans Christians Grab, den anderen stellte ich auf unseren Flügel, mit dem Bild von Hans Christian und einer Kerze. Und dann trank ich ein Glas Sekt auf diesen schönen Tag – so wie wir beide in den letzten Jahren jeden Abend angestoßen hatten: Auf diesen schönen Tag!

IMG_3619Ich hatte kein Foto vom Hochzeitstag 2002 gefunden, und so begann ich, im ganzen Haus nach Fotos zu suchen. Ich fand alle möglichen Erinnerungen in den Schränken, die ich nach unserem Einzug in das Haus nie gesehen hatte und von denen ich zum Teil gar nichts wusste. Vieles hatte ich auch zu Hans Christians Lebzeiten nie angesehen – wir hatten jeden Tag im Hier und Heute gelebt, auch wenn die Vergangenheit manchmal übermächtig zu sein schien.

IMG_1836Dies war ein Sonntag der Erinnerungen – in Gedenken an unsere Familien. Hans Christian war bei uns, das habe ich deutlich gefühlt. Deswegen war ich auch nicht traurig, sondern feierlich gestimmt. Und ich werde sicherlich mit all den gefundenen Fotos ein Stück von unserer Lebensgeschichte aufschreiben.

Die Zahl 13 haben wir nie als „Unglückszahl“ betrachtet – ein „Freitag der 13.“ war uns eigentlich immer als Glückstag erschienen. Unser 13. Hochzeitstag war für mich ein glücklicher Tag – mit all den schönen Erinnerungen an ein glückliches und erfülltes Leben.

Hochzeit1PS: Wenn man auf die Bilder klickt, kann man sie ganz groß sehen.