TreppenliftAm Sonntagabend waren wir so richtig müde – nach einem wunderschönen erholsamen Wochenende. Kurz vor Mitternacht fuhr Hans Christian mit dem Treppenlift nach oben. Als ich ihn aus seinem Stuhl heben wollte, fiel die Bedieneinheit des Treppenliftes lautstark auf den Boden. Abgebrochen! Ich war geschockt – zum Glück war er ja oben, aber was würde morgen sein?

Leicht genervt umarmte ich Hans Christian, um ihn aus dem Stuhl in den Rollstuhl zu befördern. Ich weiß nicht, wie es geschah, aber er verpasste den Rollstuhl und landete auf dem Fußboden. In dem alten Gedankenmuster wurde ich jetzt erst einmal wütend – ich wollte doch so schnell wie möglich ins Bett! Und nun Komplikationen – ich würde den Service vom Treppenlifthersteller benachrichtigen müssen, das würde viel kosten, wer weiß, ob der Lift überhaupt noch fuhr! Hatte er das kaputt gemacht? Warum war er so widerspenstig und verfehlte den Rollstuhl?

Und dann lag mein Mann am Boden, wie sollte ich ihn wieder hoch bekommen. Sollte er doch da liegen bleiben auf dem Boden – ich schimpfte, wollte einfach schnell ins Bett. Nun rief ich erst einmal bei denen an, die uns helfen wollen. Erstes Handy – nichts, zweites Handy – nichts. Ich schrieb jedem eine SMS – SOS! Hört Ihr mich denn gar nicht? Es war mir völlig klar, sie hatten ihr Handy nicht mit ans Bett genommen.

Ich erinnerte mich nun, dass ich für solche Fälle ein Luftbett angeschafft hatte – schon wieder neue Komplikationen! Ich holte es vom Dachboden, war immer noch wütend, rollte es aus, legte meinen Mann darauf. Es sollte sich doch per Knopfdruck aufpumpen! Statt dessen gab es einen Höllenlärm, als ich den Stecker in die Steckdose steckte. Bis ich merkte, dass ich einen Schalter umdrehen musste, damit die Luft eingezogen und nicht ausgestoßen wurde.

Das Luftbett wurde aufgepumpt, mein Mann lag schwankend darauf – ich fütterte das Problem mit meiner Energie und meiner Wut! Sollte er doch auf dem Luftbett übernachten! Und überhaupt, jetzt war auch noch der Treppenlift kaputt. Er könnte doch etwas sorgsamer damit umgehen! Wie sollte ich ihn denn nun in den Rollstuhl bekommen? Ich schob das aufgepumpte Luftbett etwas weiter und stellte den Rollstuhl daneben. Na, wie sollte das denn wohl klappen? Er hatte doch selber Schuld an dieser Situation!

Was geschah? Ich umarmte meinen Mann, damit er sich auf dem Rand des Luftbettes hinsetzen konnte. Dann versuchte ich ihn hochzuziehen – ohne Erfolg. Er war bleischwer und würde nie in den Rollstuhl kommen.

Also wirklich – die, die uns helfen wollten, müssten doch ihr Handy hören? Ich rief bei beiden noch einmal an – und bekam keine Antwort. Aber ich war nicht wütend – sie schliefen einfach und hatten ihr Handy nicht am Bett.

Plötzlich war ich ganz ruhig. Ich legte einfach den Schalter in meinem Kopf um – von negativ auf positiv. Ich konzentrierte mich nicht mehr auf das Problem, sondern auf seine Lösung. Ich wollte meinen Mann ins warme Bett bringen, und ich selber wollte auch dahin. Er sollte nicht auf dem schwankenden Luftbett schlafen müssen – das wollte er offensichtlich auch nicht.Und ich sagte zu ihm, die Bedieneinheit des Treppenliftes sei doch sicher zu ersetzen, das könne doch kein Problem sein! Es war schon mehr kaputt gegangen und nie war es ein Problem gewesen!

Ich entzog also dem Problem alle Energie und gab diese in die Lösung hinein. Meine plötzliche Ruhe übertrug sich auf meinen Mann. Wir würden uns selber helfen, dafür hatten wir das Luftbett schließlich angeschafft!! Wir würden diese unglückliche Situation zum Wohle von uns beiden lösen können!

Mit einem Male ging es ganz leicht: Mein Mann beruhigte sich, als ich ruhig wurde. Ich umarmte ihn, er saß auf der Luftbettkante – und dann hob ich ihn mit Leichtigkeit hoch und setzte ihn in seinen Rollstuhl. Von dort ging dann alles mit gewohnter Routine – zur Toilette, Schlafanzug anziehen, Zähneputzen und dann ins Bett.

Ich sagte zu meinem Mann: Du hast unglaubliche Kräfte, da kommt kein Elefant gegen an. Gut, wenn wir mal einen Einbrecher haben sollten. Aber in dem Moment, wo wir unsere Kräfte gebündelt hatten, da haben wir unser Problem gelöst. Ein unglaubliches Glücksgefühl durchflutete mich …

Wir beide haben das geschafft!!! Was für ein wundervolles Gefühl! Mit vereinten Kräften haben wir unser Problem gelöst.

Senta, unsere Berner Sennenhündin, hat übrigens während der ganzen Zeit ruhig im Erdgschoss geschlafen. Sie wusste wohl, auf Herrchen und Frauchen ist Verlass, die schaffen das!!

Ich simste an die schlafenden Helfer: „Jetzt liegt Hans Christian schon ruhig im Bett!“ Und ich stellte mein Handy auf „Mondschein“ – ich rechnete ja mit einem spontanen Rückruf unserer Helfer. Der traf mich dann um 5.45 Uhr im Tiefschlaf an – ich hatte eine Funktion meines Handys nicht aktiviert, und so wurden Anrufe vom gleichen Anrufer innerhalb von drei Minuten durchgestellt. Trotzdem schlief ich sofort weiter, es war schön, die Stimme des Helfers zu hören und zu wissen, dass wir es auch ohne ihn geschafft hatten.

Gestern schon wurde die Bedieneinheit des Treppenliftes ausgewechselt, nun ist alles wieder in Ordnung. Und wir wissen, dass wir uns beim nächsten Mal ganz einfach auf unsere eigene Kraft verlassen können.

Wenn das kein großes Glück ist!!!