Das sagte Hans Christian vorhin, als ich ihm aus dem Bett half. „Jeden Tag dasselbe“ – ja, aber ist das nicht schön? Gut ausgeschlafen zu haben, eine nette Frau, die einem aus dem Bett in den Rollstuhl hilft, ein liebes Hündchen, das schon auf Herrchen wartet, ein schönes Haus, aus dem wir heute auf die verschneite Landschaft schauen, wo die Sonne vom blauen Himmel herein strahlt.

Ein schöner Sonntag, Karnevalssonntag! Wir haben ein wenig länger als sonst geschlafen, weil wir gestern abend die Düsseldorfer Karnevalssitzung im Fernsehen angeschaut haben. Kein Wecker klingelt – wie schön!

Als ich vorhin aus dem Schlafzimmer kam, tappte es auf der Holztreppe und Senta kam nach oben. Jeden Tag dasselbe, egal wie lange ich schlafe!

Ich schalte den Computer ein, und wenn ich mich umdrehe, sehe ich Senta, die dort erwartungsvoll sitzt. Wir gehen aufeinander zu, freuen uns über das Wiedersehen nach der Nacht. Senta reckt und streckt sich, und ich auch. Und dann legt sich Senta hin, es beginnt eine ausführliche Streichel- und Schmuseeinheit. Jeden Tag dasselbe! Ist das nicht schön?

Wenn ich dann ins Bad zur Toilette gehe, kommt Senta mit. Als erstes schaut sie, was sie stiebitzen kann. Heute sind es die bunt gestrickten Socken, die Hans Christian immer an hat, wenn er morgens auf der Toilette sitzt. Damit er keine kalten Füße bekommt. Ich kann den Socken noch gerade retten, auch meinen BH, den Senta schon in der Schnauze hat. Und ich lache! Ist das ein schönes Spiel, jeden Tag! Während ich auf der Toilette sitze, liegt Senta zu meinen Füßen und schmust, schaut mich mit ihren klugen braunen Augen an, als wollte sie sagen: „Frauchen, ist das nicht wieder ein schöner Tag!“ Und wenn ich dann Toilettenpapier abreiße, schnappt sie danach – und ich schicke sie vor die Tür.

„Warte vor der Tür“, ist das Kommando, das Senta schon kennt, jeden Tag dasselbe. Senta wartet geduldig, bis ich im Morgenmantel herauskomme, eine große Tasche mit schmutziger Wäsche in der Hand. Und wir beiden gehen die Treppe hinunter zur Terrassentür, wo Senta dann endlich ins Freie kann. Sie saust durch den Garten, bellt vor Begeisterung, hüpft und springt. Ich stelle die Waschmaschine an, die läuft bei uns jeden Tag, auch am Sonntag, meistens bis zum Abend.

Dann kommt Senta herein und springt aufs Sofa! Auch ein tägliches Ritual, sie bekommt ein Leckerli, dann lege ich ihr das Geschirr um, dann noch ein Leckerli, und dann kämme ich sie – zur Zeit bekommt sie ein neues Fell und da ist jeden Morgen eine Plastiktüte voll mit Haaren. Zum Glück mache ich das nicht jeden Tag, sondern „nur“ in zweimal vier Wochen pro Jahr, also jedes halbe Jahr einen Monat lang. Nun bekommt Senta Wasser und Futter, sie legt auch gleich los. Und ich kann vielleicht mal schnell meine Emails anschauen oder einen Eintrag bei Facebook machen.

Wenn ich aus Versehen die Badezimmertür aufgelassen habe, sehe ich Senta plötzlich flitzen – mit Herrchens Lammfellpantoffel geht es in den Garten, und ich hinterher. Nicht jeden Tag, denn manchmal überliste ich mein Hündchen auch. Ein Spaß, ein Spiel, jedenfalls für Senta. Und ich muss manchmal lachen, weil ich schon wieder die Treppen hinunter renne.

Später wartet Senta geduldig vor dem Bad, aber dann möchte sie, dass ich Herrchen wecke. Jeden Tag dasselbe. Nur in der Woche kommt noch Hans Christians Pflegerin, dann steht Senta im ersten Stock am Fenster und schaut hinaus. Und wenn die Pflegerin  aus ihrem Auto gestiegen ist, saust Senta die Treppe hinunter, um sie zu begrüßen und auch von ihr Streicheleinheiten zu bekommen. Jeden Tag dasselbe! Und wir freuen uns alle darüber.

Dieser Start in den Tag gibt uns das Gefühl, dass wir leben. Wir sind dankbar für alles, auch wenn es jeden Tag dasselbe ist!

Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag – den Karnevalsfans wünsche ich viel Vergnügen bei Umzügen und Sitzungen, den anderen einfach so einen schönen Sonntag voller Vorfreude auf den Frühling.